Der MekoTalk über jugendliche Unternehmer!nnen

Die Digitalisierung stellt die Welt auf den Kopf: Auf einmal haben Menschen eine Stimme, die zuvor nie gehört wurden. Auf einmal sind neue Arbeitswege und Berufe möglich, die es vorher nicht gab. Ein Beispiel dafür bin ich, als freiberufliche Medienpädagogin mit einem Blog und einem Podcast. Ein anderes Beispiel sind Jugendliche, die die Medienwelt nutzen, um sich schon früh selbstständig zu machen, Unternehmen zu gründen und Geld zu verdienen. Zeitungen austragen ist halt doch aus den 90ern.

Über Linus

Linus ist einer von diesen jungen Unternehmern. Er war 2015 Gründungsmitglied der Schüli-Redaktion DIGGA, ging in Jugendredaktionen ein und aus und lernte Medienproduktion von Grund auf: Kamera, Schnitt, Licht, Ton, Regie, Animation, Planung, Koordination, redaktionelle Arbeit, Teamleitung, Social Media, und einiges mehr. Er lernte aber auch die Arbeitsrealität im Medienbusiness kennen: Wenig Geld, viele Ellenbogen und Steine, ausnutzen, Konkurrenz. In alldem suchte er sich seinen eigenen Weg und machte sich mit 15 Jahren zum ersten Mal selbstständig. Jetzt, drei Jahre später kann er von seiner Firma LiFi Medienproduktion leben, hat einen Firmenpartner und bezahlt auch weitere Mitarbeiter*innen. Mit Videoproduktionen für Festivals macht er sich einen Namen und bekommt mittlerweile auch internationale Aufträge. Seine Arbeiten und Kontakte sind auf YouTube, Instagram und Facebook zu finden – eine eigene Facebook-Plattform Goa Universe kam auch dazu. Wie Linus Jungunternehmer wurde, hat er mir im MekoTalk erzählt, einen kleinen Einblick worüber wir reden gibt’s hier:

Junge Unternehmer!nnen

Linus ist Teil eines kleinen Phänomens, das uns die Digitalisierung brachte und ist längst nicht der einzige junge Mensch, der sich erfolgreich selbstständig machte. In den USA gibt es beispielsweise die Firma JUV Consulting, deren Mitarbeiter*innen alle zwischen 14 und 22 Jahre alt sind. Sie beraten Firmen, wie sie mit ihren Angeboten Jugendliche (Die Generation Z) besser erreichen können. JUV Consulting berät aktuell etwa 70 Kunden, davon sind 30 börsennotierte Unternehmen. Spiegel Online hat ein paar erfolgreiche Jungunternehmer*innen abgebildet, die meisten von ihnen konnten tatsächlich dank der Digitalisierung ihre Ideen verwirklichen und nicht alle sind durch Soziale Medien und YouTube-Videos groß geworden.

Den Spieß umdrehen und die bekannten Mechanismen der Marketingwelt für ihre eigenen Zwecke nutzen, das können Jugendliche dank der Digitalisierung. Sie haben die Möglichkeit, nicht mehr nur selbst Zielgruppe und Konsumenten zu sein, sondern selbst Zielgruppen zu erreichen und Produkte anzubieten. Sie sind nicht nur abhängig von großen Unternehmen, Unternehmen sind auch abhängig von ihnen.

Die Frage, dabei ist nur, wie und ob sich langfristig und nachhaltig dieses System verändern wird und welche Werte und Mechanismen mit in die neue Arbeitswelt fließen.

Für den Markt sind Jugendliche Arbeitskräfte enorm wichtig, sie sind ja die Zukunft. Auch auf die junge Selbstständigkeit wird reagiert, es wird auch versucht, Jugendliche aktiv zum Unternehmertum zu bewegen. 2015 gründete sich beispielsweise die Online-Plattform Start Up Teens, die Jugendliche auf diesem Weg unterstützen soll. Namen der Förderer der Plattform: Daimler, die Welt, Facebook, die Commerzbank und viele mehr. Über das Verhältnis zwischen Unternehmen und Jugendlichen könnten wir diskutieren… wie gut, dass es unter dem Artikel eine Kommentarspalte gibt 🙂

Jugendliche, die Arbeitskräfte von morgen. Aus unternehmerischer Sicht ist es natürlich großartig, sich direkt um den Nachwuchs kümmern zu können. Aus medienpädagogischer Sicht ist es großartig, wenn junge Menschen ihren ganz eigenen Weg gehen, ihre Arbeitsumgebung selbst gestalten und gerade damit erfolgreich sind, indem sie eben nicht ganz so funktionieren, wie es ihnen die bisherige Arbeitswelt diktiert.

Was Erwachsene und Medienpädagog*innen an dieser Stelle nur leisten können: Begleitung, Unterstützung und Aufklärung. Es geht darum, dass sich jugendliche Unternehmer*innen frei, selbstsicher und vor allem selbstbestimmt in der neuen Arbeitswelt verwirklichen und sie aktiv gestalten können. Denn Arbeit wird in ein paar Jahren anders aussehen, was wir jetzt miterleben ist der Wandel zur Arbeitswelt von morgen, aber das ist ein anderes Thema.

Also, liebe Jugendliche, seid frei, wild und wunderbar, um es mit Pipi Langstrumpf zu sagen und um auf Linus zurück zu kommen, hier die 10 Golden Rules zur Selbstständigkeit:

Golden Rules der jungen Selbstständigkeit

1.  Finde deine Leidenschaft. Das, was du gerne tust, kannst du vielleicht auch zum Beruf machen.

2.  Probiere dich aus, sammle Referenzen

3. Vernetze dich mit anderen und finde auch Geschäftspartner*innen

4. Aufträge anfragen, an Türen klopfen, auch mal frech sein (so hat es Nico Semsrott auch ins EU-Parlament geschafft)

5. Hartnäckig sein, durchhalten, Verantwortung übernehmen

6. Social Media, Werbung und Reichweite ist enorm wichtig für die Bekanntheit und neue Aufträge

7. Bist du minderjährig, möchtest dich aber selbstständig machen, Geld verdienen und ein Gewerbe anmelden, benötigst du eine vorzeitige Geschäftsfähigkeitserklärung. Deine Eltern müssen zustimmen!

8. Deine Arbeit ist etwas Wert! Lege deine Preise gerecht fest! Lohndumping schadet deiner Branche!

9. Machen, machen, machen! Mach aber auch mal eine Pause!

10. Einfach durchziehen!

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