Wer diesen Blog liest, bemerkt leicht meine Begeisterung für Jugendmedienarbeit und Jugendredaktionen. Das verdanke ich zum einen meinem persönlichen beruflichen Weg, aber auch einfach dem Fakt, dass Jugendliche wahnsinnig Großartiges leisten können, wenn sie gelassen und unterstützt werden. Im Beitrag Wie’s läuft, wenn’s läuft, könnt ihr gerne einen Einblick bekommen. Oder hört euch den neuen Podcast mit Laura an – die dazu ganz viel zu erzählen hat.
Über Laura
Laura kam mit 14 Jahren zu ALEX Berlin in die Jugendredaktionen und war eine der ersten Jugendlichen, mit denen ich langfristig, über zwei Jahre hinweg, eng zusammen gearbeitet habe. Umso mehr freut es mich, zwei Jahre danach mit ihr über diese Zeit reden zu können. „Medien lernen von den Profis“ war ein bisschen das Motto damals – und Laura hat viel gelernt… im Grunde alles, was zu einer professionellen (crossmedialen) journalistischen Medienproduktion dazu gehört. Laura hat sich irgendwann auf Content und redaktionelle Arbeit spezialisiert, gab Themen vor, stand viel vor der Kamera, interviewte, moderierte, schrieb Artikel… und eigentlich wollte sie nur YouTube machen.
YouTube machte sie dann auch recht schnell. Als sie ihre medialen Möglichkeiten entdeckt und verstanden hatte, kamen die gesellschaftspolitischen Fragen und Themen. „Warum nutzen wir schwul immernoch als Schimpfwort?“, „Warum sagen wir abwertend du bist so behindert und wie geht die Gesellschaft mit Menschen mit Behinderung um?“, „Warum lerne ich erst in der 10. Klasse, was Demokratie ist?“ Wir beschäftigten uns in der Redaktion mit all diesen Fragen und schrieben Webreportagen, die zum Teil auch mit Jugendmedienpreisen gewürdigt wurden. Wir entwickelten zusammen Lauras YouTube-Format Wir raffen das – Politik für dich und mich, das sie dazu nutzte, sich selbst und anderen Jugendlichen Politik zu erklären.
Wie andere zum Sport gegangen sind, ist Laura neben der Schule Medien machen gegangen – jetzt studiert sie Publizistik und Kommunikationswissenschaften mit Politikwissenschaften und engagiert sich bei der Tincon, einer Medienmesse von Jugendlichen – für Jugendliche.
Liebe „Erwachsene“…
Immer wieder kamen wir im Gespräch auf die Rolle von Erwachsenen zu sprechen: Als UnterstützerInnen und Wegbegleitende, als interessiert aber nicht fragend, als Menschen, die den Weg verbauen und Jugendlichen nichts zutrauen. Wir fragen uns: Woher kommt die Ablehnung? Warum werden Jugendliche (insbesondere die in der eigenen Familie) nicht gefragt, wie sie Medien nutzen und wie Social Media funktioniert? Warum müssen sich Jugendliche sich immer erst beweisen, bevor sie „einfach machen“ können? Wovor haben Erwachsene denn Angst? Und: Hat „das Medienthema“ die Chance, Generationen wieder zueinander zu bringen, um zusammen zu lernen und zu lehren?
Wir haben keine Antwort auf diese Fragen – nur viele Vermutungen. Ich persönlich würde vor allem die letzte Frage mit einem großen JA beantworten. JA, Generationen können hier voneinander lernen. Jugendliche können die Funktionsweisen und die Handhabung von digitalen Medien erklären, Erwachsene stellen reflektierende und kritische Fragen und bringen anderes Medienwissen mit, das sie vermitteln können. JA, durch Medien kann die Gesellschaft zusammengebracht werden – das liegt im Wesen des Digitalen: Global, fachübergreifend, im Grunde für alle Menschen zugänglich… Im Internet kann sich informiert und gebildet werden, sich ausgetauscht werden, sich kennengelernt und gesammelt werden – um sich dann auch auf die Straße zu verlagern – so, wie es gerade bei Fridays for Future passiert. JA, Generationen können aufeinander zugehen – dennoch sehe ich es auch wie Laura: „Die Bereitschaft dazu muss halt da sein“ – und das eben beiderseits von jung und alt.
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